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Wie wohl fast Alle nutze ich täglich Google-Produkte. Auf dem Rechner wie auf dem Smartphone. Manche, wie den Kartendienst Google Maps, möchte ich nicht mehr missen. Andere, wie die Google-Cloud-Dienste, lassen mich kalt. Nicht nur einmal habe ich über Android gesprochen, als wäre ich der Marketingchef: Endlich ein Betriebssystem ohne den Code-Ballast der Achtziger! So schnell! So schön – wenn die Firmen und App-Anbieter es wollen!
Ein Ende der technischen Zaubereien ist nicht abzusehen. Google legt ein intensives Fortschrittstempo vor, wie der gestrige Livestream der Keynote auf der Entwicklerkonferenz Google I/O zeigte. Verwöhnt werden nicht nur die Nutzer mit vielen kostenlosen Diensten und intelligenten Features, auch Entwickler kommen auf ihre Kosten. Mit Android Studio soll in Zukunft die Arbeit der App-Entwickler erleichtert werden.
Die kostenfreien Dienste von Google laufen auf eine allgegenwärtige Allroundsoftware hinaus, “die den Menschen die harte Arbeit abnehmen solle, damit sie das tun können, was sie glücklich macht”, wie die ARD Larry Page zitiert, der trotz seiner Stimmprobleme das Hohelied auf sein Unternehmen sang. Was gut ist für den Nutzer, weiß Google in Zukunft immer besser und stellt alles bereit, um Arbeit, Mühe und Entscheidungen abzunehmen.
Damit der Dienst am Menschen funktioniert, braucht Google soviele persönliche Daten wie nur möglich. So können mit dem angekündigten “Geofacing” Ereignisse ausgelöst werden, “wenn Nutzer einen Bereich betreten oder verlassen”. Dazu passt die “Activity-Recognition-API”, die über “maschinielles Lernen” erkennt, ob ein User gerade Auto oder Rad fährt. Das läßt sich prima weiterspinnen, ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Wer den Dienst am Menschen so allumfassend definiert, wird Konkurrenz nicht dulden können. Und in der Technikbegeisterung geht nur allzuoft unter, dass mit den vielen Produkten von Google auch die kleine Konkurrenz am Markt verdrängt wird. Es wächst eine Onlinekultur im Sinne eines technischen und wirtschaftlichen Monopols, das einen unwiderstehlichen Sog ausübt, gestützt durch intelligente Software und quasi unendlich große Datenbanken. Dafür muss man kein Prophet sein, daran läßt Google keinen Zweifel. Die Abhängigkeit der Online-Bürger in privaten und geschäftlichen Zusammenhängen ist die erste und letzte Unternehmensmaxime.
Es wächst eine Onlinekultur im Sinne eines technischen und wirtschaftlichen Monopols, das einen unwiderstehlichen Sog ausübt.
Sicher, ich denke auch nicht an die Firmen, die der Konkurrenz von Google nichts mehr entgegenzusetzen hatten oder an die, die sich noch “warm anziehen” müsssen, wie ein Blogger gestern schrieb; auch denke ich nicht an die riesige Marktmacht und die wachsende Abhängigkeit von Google, wenn ich begeistert Android nutzte, mit Chrome Websites teste, meine Laufstrecken tracken lassen oder an einem Appkonzept für Android arbeite. Funktionierende und kostenfreie Technik erzeugt positive Gefühle und je stärker diese sind, umso weniger wollen wir die andere Seite der Medaille wahrhaben.
Klar, ich könnte auf die privat genutzten Dienste verzichten. Beruflich aber werde ich Google nicht entkommen können, wenn ich meine Arbeit nicht aufgeben möchte. Verweigerung würde ins Abseits führen. Meine kritische Distanz zu Google hilft mir aber, die Versprechungen nicht zu verherrlichen und die möglichen Gefahren mitzudenken. Ich bin dann auch ein anderer Dienstleister und zeige dem Kunden alternative Dienste auf. Auch kann ich Apps bauen, die den Datenschutz ernst nehmen – ohne das ich Illusionen wecke, denn auf Smartphones und Tablets lauern die Lauscher von Google und Apple via Default.
Zudem habe ich als Nutzer die Wahl, welche Google-Dienste ich nutzen will und welche nicht. Ob das aber so bleibt? Der Zwang, ein Google+ Konto einzurichten, um Apps bewerten zu können, deutet in eine andere Richtung, nämlich hin zu einer individuell genutzten Software-Zentrale, die soviele Online- und Alltagsaktivitäten wie möglich bündelt.
© Ralphs 2013 |
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del.icio.us | Mister Wong | Tags: Android, Google